Radtourresumee

Unsere Tochter Lisa ist gerade wieder einmal auf Reisen. Heute haben wir uns an das Abschiednehmen gewöhnt und freuen uns jedesmal für Lisa, wenn sie in die Welt hinausgeht um Menschen kennen zu lernen, ihr Leben in die Hand zu nehmen, an Grenzen zu stoßen, Antworten zu finden und dabei auch ganz viel Spaß zu haben. Dass Lisa sich heute traut, diese Wege zu gehen, hat für mich seinen Ursprung in der 3 monatigen Radtour durch die USA, die sie, gerade 16jährig, mit neun Jugendlichen und Andi im Frühjahr 1999 unternahm. Lisa, ihre LehrerInnen und wir Eltern waren an einem Punkt angelangt, wo Veränderung angesagt war. Lisa war schulmüde und hatte das Gefühl von eigener Wertlosigkeit . Ihr größter Wunsch war, mit anderen Jugendlichen umherzureisen um die Welt kennen zu lernen.

Wie "zufällig" las ich kurze Zeit darauf in der Info 3 den Artikel über Andis Radtouren. Lisa war begeistert von der Idee, Erlebnispädagogik gegen das Klassenzimmer einzutauschen. Dann ging alles ganz schnell. Ein Wochenendbesuch von Andi bei uns ließ eine Vertrauensbasis entstehen, um unsere Erziehungsberechtigung für drei Monate abzugeben zu können. Die Reisevorbereitungen machten auch uns als Eltern so viel Spaß und weckten verborgene Träume von Abenteuer- und Reiselust..

Als wir dann am Frankfurter Flughafen miterleben konnten, wie herzlich die Gruppe von Schülern ehemaliger Radtouren verabschiedet wurde und wie fröhlich alle dem kommenden Neuen entgegenfieberten, waren wir sicher, die richtige Entscheidung getroffen zu haben. Die folgenden 3 Monate waren allerdings auch von Sorgen und Ängsten geprägt. Würde Lisa die Anstrengungen und Anforderungen einer solchen Reise überstehen? Was würde sie an Schulstoff versäumen?

Lisas Briefe überzeugten uns immer wieder vom Gegenteil. Sie schrieb so begeistert, und wir erfuhren durch diese Briefe mehr über unsere Tochter, als jemals vorher und nachher durch Gespräche. Lisa hat zwar viel Stoff versäumt, sie hatte keinen Geigen- und Klavierunterricht, dafür aber hatte sie ganz andere Dinge gewonnen: Sie hat auch ohne Unterricht e nglisch gelernt, sie ist an ihre Grenzen gestoßen und daran gewachsen, sie hat sich während der Reise selbst Gitarre beigebracht und war damit eine Bereicherung für die Gruppe, sie hat selbständige Entscheidungen zu treffen gelernt. Als größtes Geschenk aber hat Lisa ihr Selbstbewusstsein wiedererlangt.

Nach der Reise hat Lisa aus eigenem Willen die Waldorfschule gewechselt und hat mit neuer Kraft ihren Schulabschluss gemacht. Sie ist von zu Hause ausgezogen und wird im kommenden Jahr eine Ausbildung zur Kunsttherapeutin beginnen.

Das alles ist aus meiner Sicht durch Andi und sein Konzept dieser Reise ermöglicht worden. Er ist ein vorbildhafter Begleiter, der sich sehr gut in Jugendliche hineinversetzen kann, ihnen ein guter Gesprächspartner ist und Freiheit ermöglicht, um eigene Erfahrungen zu sammeln. Für Lisa war er ein Wegbegleiter bei ihrer Identitätsfindung. Ich kann allen Mut machen, das Erlebnis einer solchen Tour zu wagen. Es lohnt sich! Ich bin gern zu Auskünften und Gesprächen bereit:

Anne-Carola Rentzsch
Steilshooper Strasse 74
22305 Hamburg
Tel: 040/615139
e-mail : anne_carola@yahoo.de

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