Außergewöhnlich

Eine außergewöhnliche Reise auf meinem Lebensweg

Ich war 16 Jahre alt und ging in die 10. Klasse, als mich immer wieder der Wunsch, aus der Schule zu gehen, plagte. Ich war sehr schüchtern und hatte ohnehin wenig Kontakt zu anderen Mitschülern. Ich wollte einfach raus, ein anderes Land, eine andere Umgebung, ein anderes Klima. Aber nicht alleine. Somit war es eine wahnsinnige Erfüllung, als meine Mutter mit der Info 3 und dem Bericht "Schule unterwegs" zu mir kam. Ich las ihn mir sofort durch und war so begeistert, daß es so etwas geben kann - mit mehren Jugendlichen reisen, viel zu lernen und das alles in einem anderen Land - daß ich sofort zustimmte. Nach all den vielen Vorbereitungen ging es dann im April endlich los - in die USA. Wir wahren zu zehnt: 9 Schüler und Andi und trafen uns alle am Frankfurter Flughafen. Die Reise konnte beginnen. Der Flug war wie ein Flug in eine andere Welt (mal ganz abgesehen davon, daß ich noch nie zuvor geflogen bin und 11 Stunden zitternd und verspannt auf meinem Sitz hockte). Ich war einfach nicht mehr die Person, die ich noch vor ein paar Stunden gewesen war. Ich fühlte mich frei, total unbelastet, einfach glücklich. Doch ich hatte auch Angst, denn ich hatte ja kaum eine Ahnung was auf mich zukommen würde. Wie war das noch mit "Es kann nur mit, wer wirklich will"? Und wie würde ich mit der Gruppe klarkommen? 5000 km, von Houston nach Boston waren zu bewältigen, wie sollte ich das nur schaffen? All diese Fragen stiegen plötzlich in mir hoch! Unsere Tour nannten wir: "Hospitality Trip - Gastfreundschaftsreise", da wir fast jede Nacht eingeladen wurden. Wir lernten so viele nette und tolle Menschen kennen, so hilfsbereit und herzlich, daß ich mir vornahm, auch in meinem Land so gastfreundlich zu sein! Ich muß sagen, all meine Vorurteile haben sich mit der Reise gelegt. Ich habe so tolle Menschen kennengelernt und so viel mehr Selbstbewußtsein bekommen offener auf Menschen zuzugehen und spontaner zu handeln. In der Gruppe lief es im großen und ganzen auch gut, es entstanden Freundschaften bis hin zu Beziehungen. Ich bin mit der Gruppe gut klar gekommen, obwohl ich mir bei einigen mehr Toleranz gewünscht hätte, und habe wirklich super Freundschaften aufbauen können. Auch die Aussage "Es kann nur mit, wer wirklich will" war berechtigt. Häufig war es nicht leicht für mich, abends, völlig fertig, auf die vom Schweiß verklebte Isomatte (vom Schlafsack kaum zu sprechen) zu fallen und lange keinen Schlaf zu finden, da es entweder zu heiß war oder die 80, 90 km am nächsten Tag einem keine Ruhe ließen. Jeden Abend wurde gekocht (solange wir nicht eingeladen wurden!), eigentlich nur Pasta, da es am schnellsten zu kochen ging und keiner wirklich Lust hatte noch richtig zu kochen. Die schönste Zeit für mich war in den Bergen: mir gefiel die Natur dort einfach am besten und die immer wieder auftretende Frage, was wohl nach dem nächsten Berg kommt! Außerdem die Frage, wo wir die Nacht schlafen würden, alles war so spontan und auf Schicksal vorprogrammiert. Die USA sind einfach klasse (nicht nur das Wetter), die Natur ist phantastisch, die Gebäude so total anders, die Tiere.... Ich habe so viel gesehen und gar nicht alles in mir aufnehmen können. Es ist einfach der Hammer, wieviel zwischen Houston und Boston liegt, wieviel ich in diesen drei Monaten erlebt und gesehen habe. Wir lernten die Karte zu lesen ( teilweise fuhren einige Schüler trotzdem Umwege und damit bis hin zu 120km am Tag), denn es war Aufgabe der Schüler den Weg nach Boston zu finden. Wetterkunde, (es hätte ja sein können, daß ein plötzlicher Sturm uns überrascht), umrechnen von Kilometern in Meilen. Und natürlich das Reisen: wie verhält man sich in einem anderen Land, wie hat man sich auf der Straße mit dem Fahrrad zu benehmen, wo und wann sollte man als Mädchen nicht alleine ( oder zu zweit Hand in Hand) herumgehen...u.s.w.! Alles das war natürlich für mich wichtig. Aber das Wichtigste für mich bei dieser Reise war etwas durchzuziehen, diesen wahnsinnig weiten Weg zurückzulegen und mich einfach etwas getraut zu haben. Diese Reise hat mich so einen großen Schritt vorwärts gebracht und ich habe so viele Erfahrungen gesammelt, die mir auch jetzt weiterhelfen. Ich denke im Leben ist es einfach wichtig, das zu tun , was einem das Herz sagt, es einfach zu wagen und dann wird man schon sehen, was dieser Schritt einem bringt....! Für mich war dieser Schritt "Außergewöhnlich"!

Lisa

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