Wie kam ich dazu, diese Fahrt zu unternehmen?
Ich hatte noch nie in meinem Leben davon gehört, bis ich in
der Zeitschrift Erziehungskunst einen Artikel von einem Reiselehrer
las, der seine Arbeit vorstellte. Er schrieb über eine Fahrradtour
quer durch Amerika, die er mit ein paar Waldorfschülern gemacht
hatte. Unter diesem Artikel stand eine Telefonnummer und das für
die nächsten Fahrten noch Plätze frei seien. Als begeisterter
Radfahrer war ich natürlich sofort interessiert und rief nach
etwas Überlegung auch dort an. Nun schickten mir die Eltern von
Andreas Schier (dem Reiselehrer) weitere Informationen zu seinen
Reisen zu. Er war inzwischen wieder mit einigen Schülern unterwegs.
Es folgten viele Unterhaltungen mit den Eltern und der Schule.
Als Andreas wieder in Deutschland war, vereinbarten wir ein Treffen,
in welchem er eingehend über die für mich in Frage kommende Fahrt
berichtete und um sich ein Bild von mir zu machen um herauszufinden,
ob ich der Richtige für eine solche Fahrt sei. Nach einigen Stunden
Gespräch und einem kurzen Spaziergang von Andreas und mir stand
es dann fest: Ich sollte an der Herbstfahrt teilnehmen.
Andi
Andreas ist Reiselehrer. Dieser Begriff muß wahrscheinlich erst
einmal geklärt werden, weil ihn sicherlich kaum einer kennt. Das
hängt damit zusammen, daß es auch nur einen Reiselehrer gibt.
Andreas hat so seinen Weg zu lehren genannt. Eigentlich ist er
ausgebildeter Waldorflehrer für Englisch und Deutsch als Fremdsprache.
Doch er will nicht im Klassenzimmer unterrichten und ist so auf
die Idee gekommen, kleine Gruppen von Schülern draussen zu unterrichten,
während sie die Welt sehen und wegkommen von dem eventuell lästig
gewordenen Alltag. Auf seinen Fahrten werden nicht, wie in der
Schule, irgendwelche Fächer in einem bestimmten Rhythmus eingepaukt,
sondern man lernt auf freiwilliger Basis - obwohl vorher wahrscheinlich
jeder denkt, dass er dies nie machen würde. Aber es funktioniert.
Neben Englisch lernt man vor allem viel wichtigere Dinge für das
Leben. Doch darauf komme ich später noch einmal zurück. Ab September
1999 lässt er seine Radtouren vorübergehend ruhen und unterrichtet
nun auf einem Segelschiff. Er hat sich mit einem Kapitän zusammengetan
und hat vor bis zum Jahr 2002 mit wechselnder Schülerbesetzung
um die Welt zu segeln. (nachträgliche Anmerkung: Diese Zusammenarbeit
hat er aufgelöst und unternimmt jetzt wieder Radtouren)
Vortreffen
Vor jeder Tour organisiert Andi ein Vorbereitungstreffen. Es
geht über zwei Tage und ist hauptsächlich dafür vorgesehen, das
sich die Schüler erstmal kennenlernen und über die Ausrüstung
gesprochen werden kann. ort kann man auch schon sehen, wie in
etwa die Gruppe zueinander passt und sich versteht. Es dient dazu
letzte Fragen zu klären und alles für den Abflugtag zu regeln.
Das Vortreffen meiner Tour war bei uns in der Schule, und bei
manch einem hatte ich doch so meine Bedenken, ob ich mich mit
ihm verstehen würde. In den meissten Fällen kam es aber ganz anders
als ich es erwartet hatte. Ein weiterer, wichtiger Punkt an einem
Vortreffen ist die Koch- und Brotschneidefrage. Wer kann kochen
und wer am besten das Brot schneiden. Zumindestens war dies bei
uns so der Fall. Ein Vortreffen ist meiner Ansicht nach vor so
einer Tour unerlässlich. Aber es werden trotz eines Vortreffens
viele Fehler der Schüler vor allem im Bereich der Ausrüstung gemacht,
weil viele denken, es wäre schon nicht so wichtig oder man denkt
man wüßte es besser. Ich z.B. merkte nach zwei Wochen, dass ich
viel zu viel Kleidung dabei hatte.
|