Beschreibung der Tour
Unsere Tour begann in Frankfurt, wo wir uns mit freudiger Erwartung
und auch einem etwas mulmigen Gefühl von Freunden und Familie
verabschiedeten. Von dort aus flogen wir mit North West Airlines
nach Detroit und nach einer Stunde Aufenthalt weiter an die Westküste
der USA nach Seattle. Dort angekommen wurden ersteinmal die Fahrräder
aus den Kartons geholt und zusammengebaut. Was schon die ersten
Probleme verursachte, weil unter anderem Trabis Lowrider während
des Flugs abhanden gekommen war. Gegen 23 Uhr Ortszeit verließen
wir dann endlich den Flughafen auf der Suche nach einem geeigneten
Schlafplatz - den wir dann um 3 Uhr, nachdem wir mit einer Fähre
gefahren waren, hinter einer Kirche fanden. Kirchen sollten in
den weiteren drei Monate noch öfters eine gute Schlafgelegenheit
für uns sein. Am folgenden Tag fuhren wir nach Shelton, einem
Vorort von Seattle, zu meiner Tante, um uns erst mal zu akklimatisieren.
Von hier aus ging es nach drei wunderbaren Tagen erst nach Westen
an den Pazifik und dann nach Norden an der Küste entlang nach
Port Angeles, von wo aus wir mit einer Fähre nach Vancouver Island
übersetzten. Dort angekommen fuhren wir als erstes in die Wildnis,
um unser 24 Stunden Solo zu überstehen. Nach ein paar schönen
Tagen verließen wir Vancouver Island in Richtung Vancouver, wo
wir bei Verwandten von David für sechs Tage unterkamen, um uns
die erste große Stadt auf unserer Route anzusehen. Von hier aus
ging es nun wieder zurück nach Seattle und zu meiner Tante. Nach
erneut drei Tagen Aufenthalt ging wieder an die Küste. Nun folgten
wir der Küste nach Süden dem Staat Oregon entgegen. Die gesamte
wunderschöne Küste von Oregon bewegten wir uns von State Park
zu State Park, da diese für uns günstige Campingplätze mit Duschen
"for free" beinhalteten. Nun ging es weiter in Richtung Kalifornien
wo wir ab Eureka unsere Route etwas mehr in das Inland verlegten,
um dem ständigen Nebel der Küste zu entgehen. Unsere Entscheidung
wurde mit Temperaturen bis über 40 Grad Celsius belohnt. Kurz
vor San Francisco trennten wir uns dann das erste Mal absichtlich
auch über Nacht, denn Karsten, David und ich wollten uns nicht
den wunderbaren Point Reyes entgehen lassen. In San Francisco
trafen wir uns dann alle bei einer vorher ausgemachten Adresse
zur verabredeten Uhrzeit wieder - was aufgrund der steilen Berge
für manche doch ein kleines Problem darstellte. San Francisco
war die Stadt auf unserer Tour, die mich am meisten faszinierte.
Die steilen Straßen, die schönen Brücken, die berüchtigte Gefängnisinsel
Alcatraz und das Leben, das die gesamte Stadt nur so durchflutete.
Auch hier nahmen wir uns sechs Tage Zeit die Stadt mit ihren Sehenswürdigkeiten
anzuschauen, um anschließend die Küste in Richtung des berühmten
Yosemite Nationalparks zu verlassen. Nach sieben Tagen und vielen
Höhenmetern erreichten wir schließlich voller Erwartungen den
wunderschönen Park in der Sierra Nevada. Das Herz des riesigen
Parks ist ein Tal, das ringsherum von tausend Meter hohen Felsformationen
umgeben ist. Das Yosemite Tal ist eines der größten Kletterparadise
der Welt, was man auch an den vielen Sprachen, die auf dem Campingplatz
gesprochen wurden, feststellen konnte. Hier lernten wir viele
nette Leute kennen. Dies war auch ein Grund, warum Karsten, David
und ich einen Tag länger blieben als die Anderen. Wir wollten
die Strecke in einer kürzeren Zeit bewältigen und hatten vereinbart,
daß, wenn jemand eine Alleinfahrt machen, d.h. einige Tage alleine
unterwegs sein wollte, er die Chance hatte, dies von Yosemite
zurück an die Küste nach Santa Cruz zu tun. Ich wollte diese Chance
nutzen. Am ersten Tag fuhr ich 170 km und fragte bei einer Farm,
ob ich bei ihnen mein Zelt aufstellen konnte. Sie boten mir einen
ausrangierten Wohnwagenanhänger an, in dem ich eine super Nacht
verbrachte. Am zweiten Tag traf ich ungewollt die anderen, wo
manch einer von einer grauenvollen Nacht, immer wieder geweckt
von Sprinkleranlage, Ungeziefer und Polizei zu berichten wußte.
Wir fuhren gemeinsam weiter bis an einen schönen Campingplatz
kurz vor Santa Cruz. Nun hatten wir einen sehr ruhigen nächsten
Tag, an dem wir uns das Städtchen und die vielen Surfer ansahen.
Wir waren trotz der zwei vorher ungeplanten Umwege über Vancouver
und Yosemite noch so zeitig, daß wir uns von nun an Zeit lassen
konnten, um die Landschaft zu genießen. Wir sahen dieses letzte
Stück als eine Art Erholung für die bald wieder anfangende Schule
an. Es waren sozusagen unsere Sommerferien, nur eben im Oktober.
Als wir in Los Angeles ankamen und durch Malibu fuhren, war ich
erst total enttäuscht. Malibu hatte ich mir anders vorgestellt,
doch ich wurde später in Santa Monica und Venice mehr als entschädigt.
In Los Angeles blieben wir ein paar Tage um uns die, für ein Fahrrad,
viel zu große Stadt anzuschauen und um unser Einkaufsgeld, das
wir bei Andi hinterlegen mußten, auszugeben und uns zu entspannen.
Los Angeles ist aufgrund der hohen Bevölkerungszahl und der stattfindenden
Zersiedlung zu einer unvorstellbar großen Stadt herangewachsen.
Wir fuhren vom Strand in Venice gute 50 km nur durch die Stadt
von einer Ampel zur nächsten, bis wir endlich, noch lange nicht
am Ende der Stadt, die Übernachtungsadresse erreicht hatten. An
einem Tag wurden wir von einem guten Freund von Andi, Orland Bishop,
der in dem Farbigenviertel von Los Angeles wohnt, zu sich nach
Hause eingeladen. Es war sehr bedrückend zu sehen, daß es irgendwo
auf der Welt soviel Kriminalität gibt, das dort jedes Haus vor
jedem Fenster ein Gitter hatte, um sich gegen Einbrüche und Bandenkriege
zu schützen. Die Stadt hat auch schönes zu bieten wie z.B. die
Sternwarte mit dem dazugehörigen Museum, sie liegt auf einem Berg
nahe dem wohl überall bekannten Hollywood. Ich werde den Ausblick,
den man bei Nacht von dort oben auf die Stadt mit ihren viereckig
angelegten Straßenzügen, die in der Dunkelheit leuchten, wohl
nie vergessen. Nun ging es nach einigen schönen Tagen wieder zurück
in das nun kalte Deutschland und die schöne Fahrt war schon zu
Ende.
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