Zuerst muss ich noch
etwas vom "Challenge Ride" der Jungs erzählen. Janosch
und Simon hatten mehr Glück einen Schlafplatz zu finden, irgendein
Rasen, und schon war es 5 Std. später. Anschließend wurde
noch viel erzählt und die Mädchen haben sich gefreut über
"heute habe ich gar keine Lust Fahrrad zu fahren" oder
"hoffentlich fahren wir morgen nicht so viel". Simon ist
zudem mal wieder direkt über den Lenker abgestiegen und hat
sich weitere Schürfwunden eingefangen. Glorias Reaktion: "Oh,
da würde ich aber jammern!" Na ja, ich weiß, dass
sie nicht jammern würde, denn sonst hätte sie es schon
lange gemacht. Wie alle anderen auch. Die Fahrt ist wirklich anstrengend.
Lisa hat die Routenvorbereitung, also auch mehr Verantwortung für
die Schlafplatzsuche. Geschickt, wie sie ist, fragt sie bei der
Polizei. Die organisieren die Erlaubnis auf dem kleinen Flugplatz
zu übernachten. Wir schaffen es gerade noch, bevor der Nachtwächter
weg ist. Allerdings hat er das Eingangstor bereits abgeschlossen
und nach einigen Versuchen mit seinem riesigen Schlüsselbund
kommt die Aussage: "Tut mir leid, ich finde den passenden Schlüssel
nicht mehr; ihr müsst die Fahrräder über den Zaun
heben." Wir schlafen trotzdem sehr gut, vor allem weil das
Sonnendach Schutz vor dem nächtlichen Gewitter bietet.
Weiter geht's nach Boise City, Oklahoma. Ich fahre 2 Std. vor den
Schülern los und warte 7 Stunden vor dem Supermarkt auf sie
- allerdings kommen sie "nur" 2 Std. nach der Treffzeit
an. Die späte Ankunft braucht keine Worte, ich habe auch so
verstanden - "heute wollen wir nicht mehr weiter fahren."
Da trifft es sich gut, dass ich schon einen Schlafplatz gefunden
habe. Ed und Frankie Armstrong sowie ihre Söhne Devin und Josh
sind wunderbare Gastgeber. Es gibt auch wieder eine Dusche - Veronika
und Lisa jubeln am lautesten - abends Harry Potter 2 ;wobei ich
den Film als einziger zu Ende schaue, die "Gang" ist zu
müde. Und die Mädchen begleiten die Familie zum Sonntagsgottesdienst.
Anschließend gibt es ein lecker Frühstück und Veronika
kann es kaum fassen: "Ist das schön, ein richtiges Frühstück
und wir sitzen alle an einem Tisch!"
Ab geht's nach Elhart, Oklahoma. Nicht weit für einen Tag,
aber dann kommt der Regen, Gloria übergibt sich- natürlich
ohne zu jammern (war es der Philadelphia Käse?) und wir sitzen
im Supermarkt, bekommen Stühle gebracht und schmieden Routenpläne.
Bis dann Kelly kommt und meint, dass wir doch lieber bei ihr Fernseh
gucken sollen. Kein Problem, machen wir. Baseball, damit ich die
Regeln erklären kann. Schließlich fahren wir nach Chicago,
um dort ein Baseballspiel zu sehen. Schlafen dürfen wir drinnen
- und am nächsten Morgen gibt es ein leckeres Frühstück.
Alle schlafen, ich bin wach, unterhalte mich mit Kelly, deren Mutterinstinkte
die Reiseidee nicht so greifen kann - "und dann dürfen
die Schüler nicht nach Hause mailen und auch nicht anrufen?
Unvorstellbar." Ich bin unterwegs, die Schüler frühstücken,
da wird ihnen nahe gelegt, doch sofort zu Hause anzurufen
alle
bleiben standhaft.
Die Landschaft in Kansas ist nicht sonderlich abwechslungsreich.
Es gibt vor allem viele Felder, riesige Getreidespeicher und um
die Orte Bäume. Ansonsten ist da wenig, was den Blick hält
und dementsprechend können die Gedanken schweifen. Das gefällt
uns, außerdem möchten wir die Leute treffen. Mit wild
zelten ist nicht mehr viel, so zwischen Schotterpiste und Feld ist
es nicht gerade romantisch.
In Sublette, einer weiteren Kreisstadt mit 1.500 Einwohner - und
natürlich Kreisgericht - soll der Supermarkt bis 22 Uhr 30
auf sein. Aber er ist schon um 21 Uhr geschlossen! Korbinian und
Veronika machen sich auf den Weg und finden Fred und LuAnn Fisher.
Wir dürfen auf dem Rasen zelten und fragen - etwas peinlich
- nach etwas Nudeln, um unsere Brotreste strecken zu können.
Kein Problem, die Nudeln werden sogar für uns gekocht und es
gibt heiße Duschen. Da es täglich heiß ist, ist
so eine Dusche jeden Abend ein Geschenk. Erst recht, weil die Schlafsäcke
auch schon mal besser gerochen haben. Egal, nachts gibt es das übliche
Hitzegewitter und die Mädchen werden etwas nass, weil niemand
die extra Regenplane aufschlagen wollte. Janosch und ich wollen
uns nicht mit meiner Plane rumschlagen, da räume ich halt das
Puppenhaus im Garten, Liegefläche 1,20m mal 1,20m - aber trocken!
Am nächsten Morgen hat Fred noch Zeit für ein Gespräch.
Ich mag die Gespräche mit den Menschen hier sehr, denn sie
haben so eine Ruhe und es ist immer spannend etwas über das
Leben hier zu hören.
Dodge City steht auf dem Programm, die Stadt, in der Wyatt Earp
und Doc Holiday für Ordnung sorgten nach der harten Zeit in
Tombstone, Arizona. Es ist ein langer Tag, aber die Schüler
haben seit einigen Tagen die Auswahl entweder täglich zu bummeln
oder einen Ruhetag in Dodge genießen zu können
..klappt
viel besser so, als wenn ich immer wieder motiviere
..Lisa
und Veronika werden ausgesandt einen Schlafplatz zu finden. Natürlich
durchschauen die Leute, dass wir dafür immer die Mädchen
schicken, aber es klappt eben trotzdem viel besser. Und in Dodge
klappt es unglaublich gut. Ron baut gleich ein Riesenzelt auf, als
er sieht, dass die Mädchen ein Segment einer Zeltstange verloren
haben und ihr Heim auf wackeligen Füssen steht. Wenig später
kommt das Angebot für 4, 5 im Haus zu schlafen. Shirley, Rons
Frau und Ashley, die kleine Tochter des Hauses sind ebenso so nett
und schnell wird klar, dass wir unseren Ruhetag bei ihnen verbringen
können.
Ja, dann wird es noch ein 2. Ruhetag, es ist einfach dringend nötig
mal wieder zu entspannen, dann so eine nette Familie samt Nachbarn,
grillen, Videos - "Aus Liebe zum Spiel", Baseballfilm
mit Kevin Kostner ist der Hit - Dusche, Wäsche waschen, Dauerregen
..und
dann Interviews bei 2 verschiedenen Radiosendern und dann kommen
Pizzas von Pizza Hut (einfach so) und dann das örtliche Fernseh,
da ist gar nicht mehr so viel mit einfach nur Ruhe machen. Aber
hey, keine Beschwerden! Heute morgen sind wir dann mal wieder auf
die Fahrräder, um weiterzufahren - fürs Fernseh sind wir
natürlich auch durch die Gegend geradelt. Und leider ist mal
wieder das Versprechen mit der Zusendung des Films nicht gehalten
worden.
In der Plattenkönigwertung tut sich einiges. Janosch ist unser
Schweizer Plattenspezialist und liegt mit 15 in Führung. Simon
bietet seit Wochen Paroli, hat mit 14 sehr gute Chancen und Gloria
kämpft tapfer mit 12 für die Mädchen. Dahinter ist
ein Loch, Dorit liegt mit 7 nur noch im Mittelfeld, Korbinian hat
sie inzwischen eingeholt und am Ende des Feldes, wohl chancenlos,
bin ich mit 4, Lisa mit 2 und Veronika mit nur einem Platten.
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