Kansas
Zuerst muss ich noch etwas vom "Challenge Ride" der Jungs erzählen. Janosch und Simon hatten mehr Glück einen Schlafplatz zu finden, irgendein Rasen, und schon war es 5 Std. später. Anschließend wurde noch viel erzählt und die Mädchen haben sich gefreut über "heute habe ich gar keine Lust Fahrrad zu fahren" oder "hoffentlich fahren wir morgen nicht so viel". Simon ist zudem mal wieder direkt über den Lenker abgestiegen und hat sich weitere Schürfwunden eingefangen. Glorias Reaktion: "Oh, da würde ich aber jammern!" Na ja, ich weiß, dass sie nicht jammern würde, denn sonst hätte sie es schon lange gemacht. Wie alle anderen auch. Die Fahrt ist wirklich anstrengend.

Lisa hat die Routenvorbereitung, also auch mehr Verantwortung für die Schlafplatzsuche. Geschickt, wie sie ist, fragt sie bei der Polizei. Die organisieren die Erlaubnis auf dem kleinen Flugplatz zu übernachten. Wir schaffen es gerade noch, bevor der Nachtwächter weg ist. Allerdings hat er das Eingangstor bereits abgeschlossen und nach einigen Versuchen mit seinem riesigen Schlüsselbund kommt die Aussage: "Tut mir leid, ich finde den passenden Schlüssel nicht mehr; ihr müsst die Fahrräder über den Zaun heben." Wir schlafen trotzdem sehr gut, vor allem weil das Sonnendach Schutz vor dem nächtlichen Gewitter bietet.

Weiter geht's nach Boise City, Oklahoma. Ich fahre 2 Std. vor den Schülern los und warte 7 Stunden vor dem Supermarkt auf sie - allerdings kommen sie "nur" 2 Std. nach der Treffzeit an. Die späte Ankunft braucht keine Worte, ich habe auch so verstanden - "heute wollen wir nicht mehr weiter fahren." Da trifft es sich gut, dass ich schon einen Schlafplatz gefunden habe. Ed und Frankie Armstrong sowie ihre Söhne Devin und Josh sind wunderbare Gastgeber. Es gibt auch wieder eine Dusche - Veronika und Lisa jubeln am lautesten - abends Harry Potter 2 ;wobei ich den Film als einziger zu Ende schaue, die "Gang" ist zu müde. Und die Mädchen begleiten die Familie zum Sonntagsgottesdienst. Anschließend gibt es ein lecker Frühstück und Veronika kann es kaum fassen: "Ist das schön, ein richtiges Frühstück und wir sitzen alle an einem Tisch!"

Ab geht's nach Elhart, Oklahoma. Nicht weit für einen Tag, aber dann kommt der Regen, Gloria übergibt sich- natürlich ohne zu jammern (war es der Philadelphia Käse?) und wir sitzen im Supermarkt, bekommen Stühle gebracht und schmieden Routenpläne. Bis dann Kelly kommt und meint, dass wir doch lieber bei ihr Fernseh gucken sollen. Kein Problem, machen wir. Baseball, damit ich die Regeln erklären kann. Schließlich fahren wir nach Chicago, um dort ein Baseballspiel zu sehen. Schlafen dürfen wir drinnen - und am nächsten Morgen gibt es ein leckeres Frühstück. Alle schlafen, ich bin wach, unterhalte mich mit Kelly, deren Mutterinstinkte die Reiseidee nicht so greifen kann - "und dann dürfen die Schüler nicht nach Hause mailen und auch nicht anrufen? Unvorstellbar." Ich bin unterwegs, die Schüler frühstücken, da wird ihnen nahe gelegt, doch sofort zu Hause anzurufen……alle bleiben standhaft.

Die Landschaft in Kansas ist nicht sonderlich abwechslungsreich. Es gibt vor allem viele Felder, riesige Getreidespeicher und um die Orte Bäume. Ansonsten ist da wenig, was den Blick hält und dementsprechend können die Gedanken schweifen. Das gefällt uns, außerdem möchten wir die Leute treffen. Mit wild zelten ist nicht mehr viel, so zwischen Schotterpiste und Feld ist es nicht gerade romantisch.

In Sublette, einer weiteren Kreisstadt mit 1.500 Einwohner - und natürlich Kreisgericht - soll der Supermarkt bis 22 Uhr 30 auf sein. Aber er ist schon um 21 Uhr geschlossen! Korbinian und Veronika machen sich auf den Weg und finden Fred und LuAnn Fisher. Wir dürfen auf dem Rasen zelten und fragen - etwas peinlich - nach etwas Nudeln, um unsere Brotreste strecken zu können. Kein Problem, die Nudeln werden sogar für uns gekocht und es gibt heiße Duschen. Da es täglich heiß ist, ist so eine Dusche jeden Abend ein Geschenk. Erst recht, weil die Schlafsäcke auch schon mal besser gerochen haben. Egal, nachts gibt es das übliche Hitzegewitter und die Mädchen werden etwas nass, weil niemand die extra Regenplane aufschlagen wollte. Janosch und ich wollen uns nicht mit meiner Plane rumschlagen, da räume ich halt das Puppenhaus im Garten, Liegefläche 1,20m mal 1,20m - aber trocken! Am nächsten Morgen hat Fred noch Zeit für ein Gespräch. Ich mag die Gespräche mit den Menschen hier sehr, denn sie haben so eine Ruhe und es ist immer spannend etwas über das Leben hier zu hören.

Dodge City steht auf dem Programm, die Stadt, in der Wyatt Earp und Doc Holiday für Ordnung sorgten nach der harten Zeit in Tombstone, Arizona. Es ist ein langer Tag, aber die Schüler haben seit einigen Tagen die Auswahl entweder täglich zu bummeln oder einen Ruhetag in Dodge genießen zu können…..klappt viel besser so, als wenn ich immer wieder motiviere…..Lisa und Veronika werden ausgesandt einen Schlafplatz zu finden. Natürlich durchschauen die Leute, dass wir dafür immer die Mädchen schicken, aber es klappt eben trotzdem viel besser. Und in Dodge klappt es unglaublich gut. Ron baut gleich ein Riesenzelt auf, als er sieht, dass die Mädchen ein Segment einer Zeltstange verloren haben und ihr Heim auf wackeligen Füssen steht. Wenig später kommt das Angebot für 4, 5 im Haus zu schlafen. Shirley, Rons Frau und Ashley, die kleine Tochter des Hauses sind ebenso so nett und schnell wird klar, dass wir unseren Ruhetag bei ihnen verbringen können.

Ja, dann wird es noch ein 2. Ruhetag, es ist einfach dringend nötig mal wieder zu entspannen, dann so eine nette Familie samt Nachbarn, grillen, Videos - "Aus Liebe zum Spiel", Baseballfilm mit Kevin Kostner ist der Hit - Dusche, Wäsche waschen, Dauerregen…..und dann Interviews bei 2 verschiedenen Radiosendern und dann kommen Pizzas von Pizza Hut (einfach so) und dann das örtliche Fernseh, da ist gar nicht mehr so viel mit einfach nur Ruhe machen. Aber hey, keine Beschwerden! Heute morgen sind wir dann mal wieder auf die Fahrräder, um weiterzufahren - fürs Fernseh sind wir natürlich auch durch die Gegend geradelt. Und leider ist mal wieder das Versprechen mit der Zusendung des Films nicht gehalten worden.

In der Plattenkönigwertung tut sich einiges. Janosch ist unser Schweizer Plattenspezialist und liegt mit 15 in Führung. Simon bietet seit Wochen Paroli, hat mit 14 sehr gute Chancen und Gloria kämpft tapfer mit 12 für die Mädchen. Dahinter ist ein Loch, Dorit liegt mit 7 nur noch im Mittelfeld, Korbinian hat sie inzwischen eingeholt und am Ende des Feldes, wohl chancenlos, bin ich mit 4, Lisa mit 2 und Veronika mit nur einem Platten.

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