Zeit für die Erlebnisse
der Schüler von ihrer Gruppenfahrt. 4 Tage Zeit für die
Strecke von Bosque del Apache National Wildlife Refuge nach Vaughn
- alles in New Mexico, das wir morgen verlassen werden. Die oft
größte Schwierigkeit einer solchen "Alleinfahrt",
das Soziale, klappt sehr gut. In Socorro gibt es gleich einen Höhepunkt,
einen richtig großen Supermarkt, an dem wir schon zweimal
waren. Besonders Simon fühlt sich dann gleich zu Hause - liegt
vielleicht an seiner Colasucht und seiner Heimat Berlin. Dort werden
sie von der Mutter der Familie des Lt. Colonels angesprochen, bei
denen wir eine Woche vorher wegen einer Übernachtung angefragt
hatten. Eigentlich wollen die Schüler nicht dort übernachten,
obwohl die Entfernung stimmt, aber die Großmutter meint, sie
sollen auf jeden Fall vorbeikommen. Na denn, 4 riesige Badezimmer,
¨Sweet Home Alabama¨ mit englischen Untertiteln auf DVD
und das schönste Aufwachen der ganzen Fahrt durch die Worte
¨breakfast is ready¨.
Am nächsten Tag gibt es die lange Steigung nach Mountainair,
aber auf mittlerer Höhe befindet sich ein nettes Café
und die Pause wird so lang, dass Simon und Janosch als Sprinter
zum kleinen Supermarkt vorgeschickt werden - und 3 Min. vor der
Schließung ankommen. Eine Unterkunft findet sich auch durch
Fragen und sogar ein zweites Abendessen, natürlich vollendet
durch eine Dusche. Und wie soll es auch sein für die 3. Nacht
in Encino, es gibt eine Dusche - nachdem die Wäsche schon in
der ersten Nacht für die Schüler gewaschen wurde.
4 Stunden vor der Treffzeit kommen sie dann in Vaughn an und damit
reicht es leider nicht mehr für ein Foto für die örtliche
Zeitung- ich hatte privat im Garten geschlafen und war gleich vom
Neffen der Redakteurin interviewt worden; war richtig nett, der
Neffe gerade 14 Jahre alt und ganz begeistert von der ganzen Aktion.
Wir fahren dann noch bis Pastura, wo ich 2 Nächte zuvor vor
der Kapelle genächtigt hatte. Diesmal regnet es und es findet
sich ein leerer, offener LKW-Anhänger. Genau passend für
uns und es dauert gar nicht so lange und mexikanische LKW-Fahrer
laden uns auf eine Dusche ein. Ich darf zuerst, fühlt sich
richtig gut an. Mein spanisch von der Sprachschule bringt mal wieder
kaum was, weil Sprachschulen wohl allgemein den Fehler haben, viel
Wert auf korrektes und wenig Wert auf entspanntes Sprechen legen.
Es ist trotzdem klasse, besonders auch wegen der ärmlichen
Unterkunft der Mexikaner. Der Besitzer des Anhängers kommt
am nächsten Morgen und ist sehr nett, aber als er zum 2. Mal
sagt, dass es seiner Meinung absolut richtig war, ¨that Hitler
killed a bunch of Jews, cause they wanted to take over the world¨,
da breche ich das Gespräch ab; so etwas verärgert mich
sehr und eine Diskussion bringt nichts....
Tags darauf werden wir dann erstmals richtig nass. Es regnet stundenlang,
begleitet von einem gelegentlichen Gewitter. Simon verabschiedet
sich dann, denn er will noch am gleichen Abend Tucumcari erreichen.
Dort gibt es erstmals wieder einen richtigen Supermarkt und außerdem
mag er die Herausforderung alleine unterwegs zu sein - ich habe
natürlich nichts dagegen.......läuft auch gut, er findet
dann einen Schlafplatz vor einer Kirche. Wir anderen finden Schutz
vor Wind und Regen auf einem Autobahnrastplatz. Dort darf man sich
sogar 24 h aufhalten. Es gab kleine, überdachte Essensplätze
und mit Hilfe von einer Plane und ohne Platzangst wird es dann trocken
und gemütlich.
Im Ute Lake State Park gönnen wir uns dann 2 Ruhetage. Zeit
für Wasser, Sonne und abendliche Bekanntschaften am See - so
dass sich die Mädchen und Korbinian erstmal von den ¨Ruhetagen¨
erholen müssen. Die Jungs haben sich dafür die Karte genauer
angesehen. Die 300 km sind nicht vergessen. Diesmal sieht es wesentlich
besser aus: gut ausgebaute Straßen, flache Prärie, hauptsächlich
Rückenwind, Verpflegung unterwegs erhältlich. Nachteilig
sind die hohen Temperaturen mit mehreren Stunden über 30 Grad.
Als besonders nachteilig erweisen sich auf den ersten 110 km die
vielen Platten. Korbinian hat 2, Simon ungefähr 5, genaueres
ist noch nicht bekannt. Denn Korbinian trennt sich auf den letzten
20, 30 km von den anderen getrennt und kommt nach 24 Std. um 6 Uhr
morgens hier an. Der Versuch, im Schatten einer Reklametafel zu
schlafen misslingt aufgrund eines aufmerksamen Freund und Helfers.
Janosch und Simon sind schätzungsweise auch noch bis hier gefahren
und schlafen irgendwo. Das wird sich erst erst heute Abend herausstellen.
Treffen werden wir sie auf jeden Fall, da hat niemand Bedenken.
Und heute wollen sie bestimmt nicht mehr weiterfahren, schließlich
waren es gestern laut Korbinians Tacho 311 km!
Die Mädchen und ich haben gestern gute 100 km gemacht und bei
Schulabgängern übernachtet, die in einem Haus nahe der
Landstrasse wohnen. Ken, seit 1 Woche mit der Schule fertig, arbeitet
15 bis 18 Stunden am Tag als Cowboy. Gestern kam er erst um Mitternacht
von der Arbeit, aber heute morgen hatte er Zeit für ein Schwätzchen.
Mich beeindruckt die Weite der Prärie sehr - und wenn man die
Autobahnen und großen Durchgangsstraßen hinter sich
lässt, dann merkt man, dass es nicht nur einfach plattes Land
ist. Wasser ist auch hier der entscheidende Faktor. Mir gefällt
die Ruhe der Menschen. In den Bergen und im Hochland war es ja schon
der Fall, aber hier geht sich ein Gespräch noch ruhiger an.
Gut, dass ich erstmals den so oft gehörten Ratschlag ¨skip
the Midwest¨nicht befolgt habe.
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